The Others
Alejandro Amenábar, USA, Spanien, 2001o
Die englische Insel Jersey im Jahr 1945: Die frome Grace, deren Ehemann noch immer nicht aus dem Krieg heimgekehrt ist, lebt mit ihren beiden Kindern Anne und Nicholas im ewigen Halbdunkel eines weitläufigen viktorianischen Hauses, weil beide Kinder allergisch auf Sonnlicht sind. Als die Familie zu vermuten beginnt, dass es im Hause spukt, auferlegt Grace der Familie und ihren drei neuen Bediensteten eine Reihe rigoroser Regeln, um die Kinder zu schützen.
Sind es Anzeichen zunehmenden Wahnsinns, wenn die fromme Mutter und mutmassliche Kriegswitwe Grace ihre zwei Kinder wegen einer angeblich lebensgefährlichen Sonnenallergie hinter geschlossenen Vorhängen grosszieht und drei neuen Bediensteten sogleich eine Reihe bizarrer Hausregeln eintrichtert? Und ist es blosse Boshaftigkeit, wenn Graces rebellische Tochter ihrem kleinen Bruder gegenüber behauptet, dass es spuke im Haus und sie bei Nacht Besuch von einem fremden Jungen bekomme? Um solche Fragen kreist die Schauergeschichte The Others, mit welcher der spanische Shootingstar Alejandro Amenábar als 29-Jähriger endgültig die internationale Bühne eroberte und sein Ausnahmetalent als Szenarist, Komponist und Regisseur bestätigte. The Others spielt in einer düsteren viktorianischen Villa auf der englischen Kanalinsel Jersey im Jahr 1945, wo Amenábar seine Story punktgenau zwischen Mutterschaftsdrama, klassischem Grusel- und modernem Mysterythriller verortet: Unheimlich schöne Momente schlagen fortzu um in ganz schön unheimliche, aus Melancholie wird Angst, daraus unvermutete Zärtlichkeit und Sehnsucht nach Geborgenheit. Dabei verzichtet Amenábar komplett auf die billigen Schockeffekte des Horrorgenres und arbeitet so stilsicher wie ökonomisch nur mit Musik und Geräuschen, Zwielicht und Perspektivwechseln, um die Tonlagen zu variieren. Grossartig, wie auch sein ganzes kleines Ensemble mit diesem Kippeffekt spielt, allen voran Nicole Kidman, die mit dem Vornamen ihrer Figur nicht zufällig an die kühle Schönheit des Hitchcock-Lieblings Grace Kelly erinnert und innerlich vibriert wie Kellys Gegenstück, Ingrid Bergman. Und die eingangs gestellten Fragen? Natürlich fallen die Antworten anders aus als erwartet und lassen die Geschichte am Ende in komplett neuem Licht erscheinen. Erscheinen? Nein, schaurig schön leuchten!
Andreas Furler